22.02.08 Sydney – Hobart, Mt. Wellington

Nach einer weiteren kurzen Nacht, ich ging um ca. zwei Uhr schlafen, erwachen wir etwa eine Stunde zu spät, was uns bezüglich Check-in am Flughafen ziemlich unter Druck bringt. Glücklicherweise ist das Fliegen hier etwa so, wie bei uns das Zugfahren. Und so haben wir mehr als genügend Zeit, um den Flug nach Hobart anzutreten.

In Hobart ist es bewölkt und rund zehn Grad kälter als in Sydney (etwa 12 Grad). Zunächst holen wir unsere Mietwagen ab, einen Suzuki irgendwas mit ganz genau 300'000 km. Tja, da lernt man wieder mal so richtig, wie anstrengend Autofahren früher war (keine Servo, Bremsen bei denen man das Gefühl hat, das Bremspedal sei direkt über eine Stange mit den Bremsbelägen [oder sagt man denen noch Bremsklötze?] verbunden.

Aber ich sage ja immer, in Hobart fühlt man sich in die 1970er Jahre zurückversetzt. Und so passen wir wenigstens Automässig ganz gut hierhin. Nach einem ausgedehnten Mittagessen (diesmal wars etwas gesundes), gehts ab auf den Mount Wellington. Der Gipfel des 1270m hohen Hausberges von Tasmaniens Hauptstadt befindet sich etwa eine halbe Stunde vom Stadtzenturm entfernt.

Hier oben ist es, wie schon beim letzten Mal als ich hier war sehr windig und dementsprechend kalt. Ich denke, dass wir hier blos einige wenige Grade vom Nullpunkt entfernt waren. Dafür ist die Aussicht über das Hinterland (ja, das nennen die wiklich so) auf der einen Seite und auf Hobart mit seinen vielen Buchten auf der anderen Seite herrlich.

Am Abend gehts in ein feines Restaurant. Heute ist Da’s Geburtstag und dafür darf ich ja wohl schon ein feines Essen springen lassen.

So, jetzt will ich aber auch noch Ces ein paar Grüsse senden. Auch sie hat heute Geburtstag und es wäre wohl ganz schön, wenn man als zukünfiger Schwager so etwas nicht (immer) vergisst.

Port Arthur
Port Arthur

23.02.08 Port Arthur

Wir werden mit einem Paukenschlag aus dem nicht mehr allzu tiefen Schlaf gerissen. Um 08:00 heult der Feueralarm los und es wird uns unmissverständlich klar gemacht, dass wir uns auf dem Platz vor dem Office zu versammeln hätten. Da meint, dass es sich wohl um einen der regelmässig durchgeführten Probealarme handelt, was sich aber nach Ankunft der Feuerwehr als falsch herausstellt. Diese wiederum stellt nach wenigen Momenten fest, dass es sich um einen Fehlalarm handelt, der offenbar von einem Toaster ausgelöst wurde. Wenn die Aussies schon kein gutes Brot machen können, dann könnten sie doch wenigstens versuchen, dieses rauchlos zu machen.

Das Wetter sieht heute nicht so gut aus, deshalb entscheidne wir uns den geplanten Ausflug nach Maria Island zu verschieden und machen uns stattdessen auf den Weg nach Port Arthur.

Port Arthur ist eine alte Sträflingskolonie, in der heutzutage die noch erhaltenen Gebäude teilweise restauriert und teilweise in halb verfallenem Zustand zu Geld gemacht werden.

Die Geschichte um Port Arthur ist eigentlich ganz interessant, da wäre es nicht mal nötig, dass sie dermassen überzogen erzählt wird. Die Führerin, die uns auf der Introduction Tour begleitet, fühlt sich wohl jedesmal in die Zeit um 1850 zurückversetzt und wäre am liebsten einer der Aufseher.

Leider spielt das Wetter nicht mit und so findet dann die Harbour Cruise, nach einigen leichten Regenschauern, buchstäblich im Wasser statt. Und zwar von oben und unten.

24.02.08 Maria Island / Bicheno

Unsere Fahrt gestern Abend hat uns noch bis nach Orford gebracht. Wir übernachten in einem netten kleinen Bed & Breakfast, wo ich am anderen Morgen auch gleich die örtliche Spitex kennenlerne. Unsere Gastgeberin sei gerade von einem mehrtägigen Spitalaufenthalt nach Hause gekommen und so habe sie nun eben Hilfe beantragt und auch erhalten. Aus meiner Sicht sehr interessant ist, dass die Haushalthilfe, die bei Betty für Unterhaltung sorgt, ihre Zeit nicht mit einem PocketPC erfassen muss. Möglicherweise wäre sie dazu auch nicht imstande...

Um neun geht die Fähre nach Maria Island. Nach zwanzig Minuten Fahrt mit recht viel Wind, erreichen wir die Anlegestelle in Darlington.

Maria Island ist eine Insel, die von Zement Abbau über Landwirtschaft bis hin zur Sträflingskolonie (schon wieder) so ziemlich alles gesehen hat. Seit den 1960er Jahren ist Maria Island ein Nationalpark. Dies sieht man denn auch sehr gut, anhand der vielen Tiere (Känguruhs, Wombats und viele verschiedene Vogelarten) die einem in freier Wildbahn begegnen. Es ist überraschend, wie schnell das Wetter hier draussen sich abwechselt. Mal scheint die Sonne und der Himmel ist fast wolkenlos, mal ist es komplett grau und es beginnt leicht zu regnen. Dieses Wetter wechselt sich etwa im Halbstundentakt ab.

Auf der Rückfahrt, die wir um 15:00 antreten, geht mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: Hoffentlich muss ich nicht schwimmen. Der Wellengang hat stark zugenommen und es ist in unserem kleinen Boot, das etwas mehr als zwnzig Personen Platz bietet, ein zünftiges Gehopse, bis wir wieder festen Boden unter den Füssen haben.

Wir fahren weiter ins ca. 100 km weitern nordwärts liegende Bicheno. Soweit ich mich erinnern kann, meine ich, dass dieses Dorf seit meiner letzten Durchfahrt ziemlich stark gewachsen ist. Jedenfalls ist daraus mittlerweile eine kleine Stadt geworden und wir suchen uns hier eine Übernachtungsmöglichkeit.

Für den Abend buchen wir uns eine Pinguin-Tour. Diese Tour ist zwar sehr nett und die Viecher sind unheimlich schnuggelig, trotzdem finde ich, dass dies eine rechte Abzockerei ist. Für 20 AUS/Person werden Busweise Leute zugekarrt, welche von gelangweilten, sms-schreibenden Guides auf einem spärlich beleuchteten Holzsteg im Kreis herumgeführt werden und ein gutes Dutzend der kleinsten Pinguine der Welt (Ferry-Penguins) zu sehen bekommen. Wenn dann auch noch Fragen von Teilnehmern nach den Rufen der Pinguine mit „... Ja, in gewisser Weise haben diese Rufe eine Bedeutung, aber sonst rufen sie einfach nur...“  oder so änhlich beantwortet werden, dann fange ich beinahe an, dem ausgegebenen Geld nachzutrauern.

Mein Urteil: Schade, daraus liesse sich bestimmt mehr machen.

25.02.08 Wineglassbay

Wenn ich gestern noch vermutete, dass Bicheno in den letzten drei Jahren stark gewachsen ist, erhielt ich heute die Bestätigung dafür. Auf unserer Fahrt nach Wineglassbay decken wir uns mit etwas Ess- und Trinbarem fürs Picknick ein. Da wo vor drei Jahren noch kein einziger Shop war sind jetzt ein Supermarkt, ein Take-away und eine Bäckerei. Dazu gibts noch ein Hotel mit Restaurant. Und überall könnte man Land, bzw. Häuser kaufen.

Unsere kleine Wanderung nach Wineglassbay kommt mir fast so vor, als würde ich an einem schönen Spätherbstsonntagnachmittag auf den Napf laufen. „Hello…, G’day mate…, How are you today?...“ und so weiter. Es sind wirklich sehr viele Leute unterwegs. Nichtsdestotrotz lohnt sich der Weg. Wir werden entschädigt mit einer tollen Aussicht bei wunderschönem Wetter.

Überhaupt hat das Wetter gedreht und es ist heute sehr sonnig und warm. Umso genussvoller ist denn auch die Fahrt weiter nordwärts nach St. Helens, wo wir uns ein Nachtquartier suchen.

Ich habe mich mittlerweile recht gut mit unserem Auto angefreundet und so sind die Fahrten jeweils viel angenehmer als zu Beginn.

26.02.08 Pyengana Diary Company/St. Columba Falls/Bridestowe Lavender Farm

Schon kurz nach unserem Start in St. Helens befinden wir uns in einer komplett anderen Umgebung. Wenn der Küste entlang noch schöne Strände und erstaunlich braune Wiesen mit Schafen dominierten, sind wir nun umgeben von saftigen, grünen Wiesen mit weidenden Kühen. So ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass wir heute eine Käserei besuchen. Eigentlich handelt es sich bei dieser Käserei gleich auch noch um einen Bauernhof. Wie mir die Besitzerin erzählt, werden hier normalerweise 250 Kühe gemolken (zurzeit sind es 150) und die Milch wird sowohl zu Käse verarbeitet, wie auch an die Shops in der Umgebung verkauft.

Unweit der Käserei befindet sich einer der höchsten Wasserfälle in Tasmanien. Die St. Columba Falls. Der Wasserfall befindet sich inmitten eines dichten Waldes mit meterhohen Farnen. Auf Grund der Fotos, die man auf den Infotafeln sehen kann, nehme ich an, dass der Fall um diese Jahreszeit offenbar nicht allzuviel Wasser führt.

Wir beschliessen heute noch ins etwa 130 km entfernte Launcenston zu fahren. Auch wenn es sich bei 130 km nicht um eine Allerweltsdistanz handelt ist es bei den Strassen, die wir hier fahren ein Unterfangen, das doch etwas Konzentration von einem verlangt.

Unterwegs besuchen wir noch eine Lanvendel Farm. Leider wurde der Lavendel bereits im Januar geerntet.

In Launceston angekommen, machen wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Dummerweise haben wir nicht berücksichtigt, dass morgen Launceston Cup ist und praktisch alle Betten der Umgebung ausgebucht sind.

Launceston Cup. Dies soll der Melbourne Cup von Tasmanien sein. Für diejenigen, die den nicht kennen sei soviel gesagt: der Melbourne Cup ist ein Pferderennsporttag dessen Höhepunkt aus einem etwa eineinhalbminütigen Pferderennen besteht, über welches zwei Wochen vorher und nachher in allen Medien berichtet wird.

Scheint also wichtiger als die Oscarverleihung zu sein.

Glücklicherweise fanden wir in Handspen (10 km ausserhalb Launceston) ein einfachen (und trotz der guten Belegung, günstiges) Plätzchen auf einem Campingplatz.

Somit wäre also geklärt, wo wir morgen hinfahren werden. Ich mochte doch mindestens einen Eindruck der High Society von Tasmanien erhalten.

05.03.08 Zurück in Hobart

Es ist schon ein Weilchen her, seit ich das letzte Mal von meiner Reise erzählt habe. Genaugenommen, habe ich jeden Tag geschrieben. Weil ich aber irgendwann aufgehört habe, nach Internet zu suchen, habe ich meine Worte in einer Form niedergeschrieben, die ich dir, bei allen Fehlern, die in meinen Texten stecken mögen, trotzdem nicht antun möchte.

Also habe ich mich entschlossen, hier eine Zusammenfassung dessen zu schreiben, was wir seit unserem letzten Bericht so alles unternommen haben.

Zunächst einmal möchte ich noch etwas vom Launceston Cup erzählen. Wir waren an diesem Tag in der Cataract Gorge wandern und kamen etwas später als ursprünglich erwartet zurück. So sahen wir vom Pferderennen selber nichts mehr. Wir kamen aber noch ein wenig in den Genuss der, wie ich es nannte High Society von

Tasmanien...

Am besten stellst du dir eine Mischung aus wirklich vornehmem britischem Pferderennen (so waren alle gekleidet) und echtem australischem Barbecue (so besoffen waren die meisten) vor. Und an jeder Strasse, die vom Stadion wegführte, wurden Strassensperren von der Polizei errichtet. Diese führte bei JEDEM Autofahrer einen Alkoholtest durch (auch bei mir).

Da bleibt wirklich nur noch ... die spinnen die Aussies...

Zufällig entdeckte ich, dass es nicht weit von Launceston ein Dorf namens Grindelwald gibt. Dieses, so erzählte mir der Campingbesitzer sei von einem Schweizer gegründet und anschliessend für gutes Geld verkauft worden. Man finde dort heute all die schönen Chalets, die es in der Schweiz gibt. Hmmm...

In Tat und Wahrheit waren die Chalets Teil einer riesigen Hotelanlage. Ansonsten machte mir Grindelwald/TAS einen sehr luxuriösen Eindruck. Es gab wohl wirklich nur Häuser, wie man sie in der Schweiz findet. Und das ist für Tasmanische Verhältnisse doch eher aussergwöhnlich.

So führte uns unsere Reise weiter nach Beauty Point, einem Ort am Tamar river, wo wir eine Seahorse Farm und ein Platypus house, das sind diese eierlegenden Säugetiere aus prähistorischer Zeit, besuchten.

Tags darauf gings, eher spontan, ab in die Cradle Mountains. Natürlich wurde es nichts mit dem Overland Track, dafür war keine Zeit, aber trotzdem genossen wir hier eine Wanderung rund um den Dove Lake in sensationell schöner Umgebung.

Den anschliessenden Tag in Strahan genossen wir einfach mal mit Nichtstun und diesen wunderschönen, am Gordon river gelegenen, Ort zu geniessen.

Queenstown, diesen Ort hatte ich von meinem letzen Tassie Besuch nicht in wirklich guter Erinnerung, ist sozusagen das andere Ende der historischen Eisenbahnlinie zwischen Stahan und Queenstown. Die Eisenbahn wird nur noch für touristische Zwecke genutzt. Wir aber entschlossen uns, das viel weniger bekannte, ebenalls im Unesco Weltnaturerbe gelegene Kelly Basin zu besuchen. Kelly Basin ist eine heute unbewohnte Siedlung, in der vor etwa 100 Jahren bis zu 1200 Personen gelebt haben. Die Strasse zu dieser Wanderung war dann aber wegen verschiedenen Erdrutsche vorübergehend gesperrt und so schafften wir es leider nicht bis an unser Ziel. Unterwegs trafen wir aber auf ein paar Einheimische, die uns viele interessante Sachen erzählen konnten und die es kaum glauben konnten, dass sich ausländische Touristen hierhin „verirrten“.

Als wir am Montag morgen Queenstown verliessen, hiess es zunächst mal Abschied nehmen. Unsere Nachbarn auf dem Campingplatz waren eine Gruppe von Vietnamveteranen und deren Frauen, welche sich alle zwei Jahre irgendwo trafen, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Wir hatten mit denen ein solches Gaudi, dass es fast ein bisschen weh tat Abschied zu nehmen. Nicht zuletzt deshalb werde ich Queenstown nach meinem zweiten Besuch als ein tolles Dorf in den Tasmanischen Bergen in Erinnerung behalten.

Auf dem langen Weg zurück nach Hobart gabs dann zur Abwechslung noch einen Museumsbesuch. „Was?“ wirst du jetzt wohl sagen.

Ja, richtig. Und zwar nennt sich dieser Laden Walls of Wilderness. Es werden nur Holzschnitzereien gezeigt. Diese aber sind von einer so unglaublichen Qualität, dass sogar ich ganz hingrissen war. Der Künstler, der übrigens dieses Museum privat betreibt, zeigt Szenen aus dem tasmanischen Alltag in Lebensgrösse. Da hängt beispielsweise ein Mantel an der Wand, irgendwo liegen Handschuhe rum. An einer anderen Wand spannen Landarbeiter gerade ein Pferd ein.

Die Werke sind noch nicht vollendet und werden jeweils nach Ladenschluss weiterbearbeitet. Eine wirlich faszinierende Sache.

Zurück in Hobart, geht unsere Reise in Tasmanien langsam dem Ende entgegen. Es steht noch ein Tagesausflug auf Bruny Island, eine fantastisch schöne Insel, mit einer Wanderung im South Bruny NP auf dem Programm. Zusätzlich wollen wir noch die sogenannte Alpenrail, die grösste Modell(eisenbahn)sammlung über die Scheiz und die Cadbury Schokoladenfabrik besuchen.

Wenn ich meinen zweiten Besuch hier in Tasmanien Revue passieren lasse, muss ich sagen, dass ich zusätzlich zum letzten Mal viel Neues gesehen habe und dass mir Tasmanien wirklich seeeeeehr gut gefällt.